Donnerstag, 22. Oktober 2015

Kolumne: Ankunft in Sydney


Schadenfreude habe ich empfunden als mein Vater mir erzählte „Der arme Geschäftsmann, der Business Class von Krasnojarks nach Moskau gebucht hat. Er hat wohl nicht mit der vierköpfigen Familie gerechnet. Die zwei Kleinen haben die ganze Zeit geweint, so dass die Nanny aus der Economy Class hereingebeten wurde. Hat nichts gebracht. Und der Arme saß mittendrin und wollte wahrscheinlich noch was arbeiten … das hat er sich bestimmt anders vorgestellt“.  

Mit einer einstündigen Verspätung ging es letzten Sonntag von Frankfurt über Delhi nach Sydney. Genügend Beinfreiheit, eine famose Filmauswahl an alten Hollywood-Schinken (z.B. An Affair to Remember) und ein exzellenter gastronomischer Service - (eine Art indisches Restaurant in der Luft mit echtem anstatt Plastikbesteck) machten den 7-stündigen Flug nach Delhi zu einem angenehmen Erlebnis.

So weit, so gut. Weniger angenehm verliefen die nächsten 12 Stunden Flugzeit nach Sydney. Auch das leckere Essen und die Filmauswahl konnten nicht darüber hinwegtrösten, dass ich neben einer Fünfjährigen saß. Und da musste ich einfach schmunzeln und an den Geschäftsmann in der Business Class denken. 
Aber wie schlimm konnte es eigentlich werden? Ziemlich schlimm. Ihre zarte Gestalt war trügerisch. Ihr lärmendes Organ konnte alles: brüllen, wimmern und singen. Ausdauer war ihre große Stärke. Sehr zum Verdruss aller Passagiere inklusive ihrer Mutter, die wirklich alles unternommen hatte, um ihre Kleine zu beruhigen. Auch mein „Pssst“ und das diskrete Stirnrunzeln halfen nichts. Der akustische Höhepunkt folgte allerdings bei der Passkontrolle. Die Schlange war unheimlich lang und sie unheimlich müde und laut. Die Kleine weigerte sich weiter zu gehen und wurde von ihrer Mutter einfach mal kurz „stehen gelassen“. Ein Sicherheitsrisiko bestand nicht, schliesslich war sie leicht zu lokalisieren, da unüberhörbar. Auch für die Passkontrolle. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurden Mutter und Tochter aus der Schlange gezogen und vorneweg geprüft. Meine Ohren hörten endlich auf zu pulsieren.

Die Einreisebestimmungen nach Australien sind streng: Ein gültiger Reisepass mit Visum sowie eine ausgefüllte Medical Information und Passagier-Einreisekarte sind bei der Passkontrolle vorzuzeigen. Bei letzterer ist darauf zu achten, dass alles mit „Nein“ angekreuzt wird. Auch wenn sich deutsche Erdspuren an den Joggingschuhen befinden (es sollten keine Felsbrocken sein). Den Hinweis „Wenn Sie sich nicht sicher sind, dann setzen Sie Ihr Kreuz bei Ja“ nicht bierernst nehmen. Falls doch, macht man Bekanntschaft mit dem australischen Zollhund. So wie ich.

Und irgendwann landet man im Hostel in Sydney - nach zwei Langstreckenflügen und einer Taxifahrt und kümmert sich um Formalitäten wie z.B.: 
  • Steuernummer beantragen
  • Bankkonto eröffnen
  • Prepaid-Karte kaufen
  • Job- und Wohnungssuche

Sydney - ich freue mich Dich kennenzulernen.

1 Kommentar:

Franziska hat gesagt…

Wie schön das du gut angekommen bist!Hab grad herzlich lachen müssen!Wirklich gut geschrieben!

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